Im Juli 2023 hat die Amprion GmbH die Gemeinde Niedernhausen über das „Vorhaben 82 Rhein-Main-Link“ der Bundesnetzagentur (BNA) informiert. Dabei handelt es sich um den Neubau einer überregionalen Gleichstrom-Trasse, diese soll den Stromtransport auf ca. 500 Kilometern Länge zwischen Bremen und Bürstadt in Südhessen sicherstellen. Die Trasse ist als Erdkabel-Projekt geplant und soll der großräumigen Erhöhung der Übertragungskapazität aus Niedersachsen in das Rhein-Main-Gebiet dienen. Dadurch sollen die bestehenden Stromnetze für zukünftig steigende Stromflüsse verstärkt werden.
Im Planungsverfahren liegen mittlerweile eine Entwurfsplanung sowie der Entwurf eines Umweltberichts zu einer möglichen Trassenführung vor. Kern dieses Planungsschrittes ist die Ermittlung eines so genannten „Präferenzraums“ für die geplante Erdkabeltrasse. Hierbei ergibt sich die Situation, dass der Ballungsraum Frankfurt von der Trassenführung „umgangen“ werden muss. In diesem Bereich ist der „Raumwiderstand“ sehr hoch, das heißt es gibt zahlreiche Flächen, auf denen nach Einschätzung der Bundesnetzagentur keine Erdkabeltrassen gebaut werden sollten.Die Amprion GmbH hat die Gemeinde informiert, im Rahmen des Planungsverfahrens im Laufe des Frühjahrs 2024 auf dem Gemeindegebiet vorbereitende Kartierungs- und Vermessungsarbeiten ausführen zu wollen. Informationen über die dabei zu betretenden Flurstücke sind bei der Gemeindeverwaltung erhältlich.
Bürgermeister Joachim Reimann äußert sich vor diesem Hintergrund besorgt: „Rund 80% des Niedernhausener Gemeindegebietes liegen nun in dem ausgewiesenen Präferenzraum. Dies sehe ich mit großer Skepsis. Im Gemeindevorstand haben wir daher von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, gegenüber der Bundesnetzagentur zu dem Vorhaben Stellung zu beziehen. Das Gebiet der Gemeinde Niedernhausen verfügt ebenfalls über zahlreiche Flächen mit hohem Raumwiderstand. Neben den eigentlichen Siedlungsflächen zählen dazu insbesondere die große Zahl an linienhaften Infrastrukturen, die sich bereits jetzt durch das Gebiet der Gemeinde Niedernhausen ziehen, eine entsprechende Vorbelastung der Bevölkerung Niedernhausens erzeugen und zusätzlich die Bauleitplanung der Gemeinde stark einschränken.“
In diesem Zusammenhang verweist der Rathauschef auf die Autobahn 3, drei Bahnlinien, die Belastung durch den Flugverkehr sowie fünf bereits bestehende Energietrassen. Dies alles zusätzlich vor dem Hintergrund, dass Amprion in Niedernhausen auch noch die umstrittene Ultranet-Stromtrasse plant.
Ein weiterer wichtiger Kritikpunkt sei der mögliche Einfluss des Projekts auf Ökologie und Naturschutz, betont Reimann: „Große Teile unserer Gemeinde sind von ökologisch bedeutsamen Waldflächen bedeckt. Dazu haben wir in Niedernhausen mehrere Naturschutzgebiete und ein FFH-Gebiet im Theißtal. Diese Flächen, in enger Verzahnung mit Siedlungsflächen und bestehenden Infrastrukturtrassen, stellen ebenfalls einen hohen Raumwiderstand dar. Wir bitten daher in unserer Stellungnahme die Bundesnetzagentur nachdrücklich, die Suche nach einem geeigneten Präferenzrahmen für das Projekt neu aufzunehmen.“