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Geschmückte Brunnen kündigen die Osterzeit an!

In den letzten Tagen haben fleißige ehrenamtliche Helfer die Dorfbrunnen in mehreren Niedernhausener Ortsteilen geschmückt. Bunte Eier und frisches Grün verwandeln die Brunnen wie in jedem Jahr in „Osterbrunnen“. Ein uralter Brauch, der seit Menschengedenken in unserer Region verwurzelt ist? Das ist tatsächlich nicht so. Österlich geschmückte Brunnen tauchen im frühen 20. Jahrhundert in der Fränkischen Schweiz, der Region nordöstlich von Nürnberg, auf. Die volkskundliche Forschung nimmt an, dass das Brunnenschmücken Besucher anlocken sollte, denn die Fränkische Schweiz entwickelte sich um 1900 zu einer boomenden Tourismusregion. Für einen Ursprung der Osterbrunnen in vorchristlichen religiösen Kulten finden sich keine Belege. Die Praxis des Brunnenschmückens hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts in viele Teile Deutschlands ausgebreitet.


(Der Niedernhausener Partnerschaftsbrunnen mit seiner "Osterkrone")

Trotzdem haben die Dorfbrunnen an sich in unserer Region einen interessanten Hintergrund, der mit der Wirtschafts- und Industriegeschichte des Taunus und des Westerwaldes zusammenhängt. Eisen und andere Metalle wurden bei uns schon im Mittelalter abgebaut. In Niedernhausen unterhielten die Grafen von Nassau ein so genanntes Hammerwerk, eine wasserbetriebene Anlage zur Verarbeitung von Eisen und Stahl. Der Straßenname „Im Hammergrund“ erinnert noch heute an diesen frühen Industriestandort. Der Niedernhausener „Hammer“ existiert nicht mehr, aber aus anderen herrschaftlich nassauischen Betrieben entwickelten sich Firmen, die heute noch existieren. Brunnentröge in den Taunusdörfern waren ursprünglich aus Holz gefertigt, dadurch schwer zu reinigen und nur begrenzt haltbar. Schon Ende des 18. Jahrhunderts ging man dazu über, nicht nur Wasserleitungen, sondern auch Brunnentröge aus Metall zu bauen. Typisch für unsere Region ist der Brunnentrog aus sechs bis acht verzierten Platten. Viele dieser Brunneneinrichtungen wurden in der „Michelbacher Hütte“ bei Aarbergen gefertigt, einem herrschaftlichen Eisenhüttenwerk der Grafen von Nassau-Idstein. Aus diesem Hüttenwerk ging 1885 die Firma Passavant hervor, noch heute ein Marktführer im Bereich Wassertechnik. Ein gutes Beispiel für einen noch erhaltenen Brunnen vom „Typ Michelbacher Hütte“ ist der Dorfbrunnen von Oberseelbach. Andere Brunnen, wie der "Partnerschaftsbrunnen" in Niedernhausen oder die Dorfbrunnen von Königshofen und Oberjosbach, sind Nachbauten historischer Vorbilder.



(Brunnen am Königshofener Feuerwehrhaus)


Egal wie das mit dem historischen Hintergrund auch sein mag, die geschmückten Brunnen sehen wunderschön aus und bringen nach dem grauen Winter Farbe in unsere Gemeinde. Allen, die beim Schmücken geholfen haben, herzlichen Dank!

(Quelle: Hessisches Landesamt für Denkmalpflege)